DM Langstrecke – live auf leichtathletik.de
30.04.2021
Die Deutschen Meisterschaften über 5.000 (weibliche U20) sowie 10.000 Meter (Männer, Frauen, U23 und männliche U20) auszurichten, ist im Jahr 2021 in Zeiten der Corona-Pandemie ein Kraftakt. Nachdem Mittweida die Titelkämpfe schweren Herzens zurückgeben musste, waren es der Landesverband Rheinhessen und der TSV Schott Mainz, die sich gemeinsam mit der Wettkampf-Organisation im DLV als neue Gastgeber dafür einsetzten, dass die Veranstaltung am Samstag (1. Mai) doch noch stattfinden kann.
Dass in Mainz aufgrund von Inzidenzwerten deutlich über der 100er Grenze an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen derzeit die Regelungen der „bundeseinheitlichen Notbremse“ greifen, hat die Planungen in den vergangenen Tagen zusätzlich erschwert. Und leider auch dazu geführt, dass einige ambitionierte Athletinnen und Athleten aufgrund der Gesetzeslage nicht bei der DM an den Start gehen dürfen. Denn: Eine Teilnahme an Wettkämpfen ist bei diesen Inzidenzwerten nur Berufs-/Profisportlern sowie Athletinnen und Athleten der Bundes- und Landeskader gestattet – die Definition dieser Gruppe gibt die Sportministerkonferenz (SMK) vor.
Gesetzliche Vorgaben: verbindlich und notwendig
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) ist bei der Ausrichtung seiner Meisterschaften immer und ganz besonders in Zeiten der Pandemie an die Gesetzesvorgaben von Bund und Ländern gebunden, eine Nichtbeachtung kann rechtliche Konsequenzen haben. Die Teilnahmeberechtigung einzelner Athletinnen und Athleten gemäß der aktuell für Mainz geltenden Gesetzeslage wird dem DLV von den meldenden und vorab prüfenden Landesverbänden übermittelt.
"Wir hätten sehr gerne allen, die die sportlichen Zugangskriterien erfüllt haben, eine Teilnahme an den Meisterschaften ermöglicht", sagt DLV-Teamleiter Lauf/Gehen Werner Klein. "Ich kann die Enttäuschung derjenigen, die nun nicht dabei sein können, gut verstehen. Sie haben hart für ihren Start gearbeitet und daran viele Hoffnungen geknüpft. Die Meisterschaften waren anders geplant, aber die bundeseinheitliche Notbremse hat uns Grenzen gesetzt, die wir schließlich – wie in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen auch – im Sinne des Gemeinwohls akzeptieren müssen."
Die Relevanz der bundesweiten Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie verdeutlichen auch die Erfahrungen aus der klinischen Praxis des medizinischen Kompetenzteams im DLV. „Die gestiegenen Inzidenzzahlen spiegeln sich leider deutschlandweit auch auf den Intensivstationen wieder. Außerdem treten schwere Krankheitsverläufe mittlerweile zunehmend auch bei jüngeren Patienten auf.“
Kampf um Titel und internationale Startplätze
Auch aus sportlicher Sicht nehmen die Titelkämpfe eine Sonderrolle ein, denn es geht nicht nur um die Vergabe von Meistertiteln, sondern in allen angebotenen Altersklassen auch um die Qualifikation für internationale Höhepunkte. „Die Resultate am Samstag spielen für die Nominierung für den 10.000 Meter-Europacup eine entscheidende Rolle“, erklärt Werner Klein. „Und für die Nachwuchs-Athletinnen und -Athleten bietet sich eine der wenigen Chancen, sich für internationale Startplätze zu empfehlen.“
In den Nachwuchsklassen stehen die U23-EM in Bergen (Norwegen) und die U20-EM in Tallinn (Estland) sowie die U20-WM in Nairobi (Kenia) bevor. In den Männer- und Frauen-Konkurrenzen locken neben den Europacup-Startplätzen in Birmingham (Großbritannien; 5. Juni) zugleich wertvolle Punkte für das World Ranking und damit für die auf dieser Strecke sehr herausfordernde Olympia-Qualifikation.
Alina Reh muss verletzt absagen
Die einzige Athletin auf der Meldeliste, die bereits die enorm hohe Olympia-Norm von 31:25,00 Minuten unterboten hat – 2019 bei ihrem DM-Titelgewinn in Essen – ist Alina Reh (SCC Berlin). Doch sie wird in Mainz fehlen: Eine MRT-Untersuchung in dieser Woche in Ulm hat einen Ermüdungsbruch am Ansatz des linken Wadenbeins ergeben.
„2018 hatte ich die identische Verletzung im rechten Fuß. Damals trat die Verletzung eine Woche später auf. Im Sommer konnte ich trotzdem wieder laufen und bin bei der EM in Berlin Dritte geworden“, sagt Alina Reh und gibt sich kämpferisch: „Dieser Rückblick und das Wissen darum, dass noch vieles möglich ist, motiviert mich. Ich hoffe auf einen ähnlich guten Verlauf wie 2018.“ Mitte Mai folgt der Kontrolltermin, der Traum von der Olympia-Teilnahme ist noch nicht ausgeträumt.
Schöneborn-Zwillinge von der Straße auf die Bahn
Da mit Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) und Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) – die sich für einen 10.000 Meter-Start am Dienstag in Stockholm (Schweden) entschieden hat – auch die Nummer zwei und drei der Meldeliste fehlen werden, rücken andere Athletinnen in den Mittelpunkt. „Das wird bei den Frauen ein ergebnisoffenes Rennen“, blickt Werner Klein voraus.
Für Deborah und Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin) geht es nach starken Marathon-Rennen zurück von der Straße auf die Bahn. Im Feld tummeln wird sich mit Blanka Dörfel (SCC Berlin) auch eine talentierte U20-Athletin, die zuletzt auf der Straße mit 33:00 Minuten überzeugen konnte.
Samuel Fitwi peilt den Heimsieg an
Im Rennen der Männer dürfte Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) der Gejagte sein. Unweit seiner Heimat ist für den 24-Jährigen der erste deutsche Meistertitel auf der Bahn in greifbarer Nähe. Seine Bestzeit von 28:52,03 Minuten hatte ihm vor zwei Jahren Platz vier der DM beschert, im März hat er sich auf der Straße auf 28:00 Minuten gesteigert. Doch auch der Vizemeister von 2019 Sebastian Hendel (LG Vogtland), als Profisportler gemeldet, will um den Titel mitrennen.
Herausgefordert werden sie von Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg), für den es wie für die Schöneborn-Zwillinge nach erfüllter Olympia-Norm im Marathon wieder zurück auf die kürzere Bahnstrecke geht. Und von U23-EM-Teilnehmer Nils Voigt (TV Wattenscheid 01), der in 1:01:35 Stunden im März ein ebenso schnelles wie emotionales Debüt im Halbmarathon feiern konnte.
Dessen Teamkollege und Marathon-Olympiakandidat Amanal Petros verzichtet unterdessen auf seinen Start. Er fliegt in der nächsten Woche ins Trainingslager nach Kenia. Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund), der Deutsche Meister über 5.000 Meter, steht sowohl auf der Mainzer als auch auf der Stockholmer 10.000-Meter-Startliste und wird wohl eher in der kommenden Woche in Schweden laufen.
leichtathletik.de überträgt die Langstrecken-DM in Mainz in einem Livestream, der auch mit freundlicher Unterstützung des TSV Schott Mainz ermöglicht werden kann. Die Live-Bilder, die wir für Sie mit zwei Kameras einfangen, werden kommentiert von Chantal Buschung und dem Zehnten der zurückliegenden Hallen-EM über 3.000 Meter Marcel Fehr (LG Filstal). Los geht’s um 16:00 Uhr mit den 5.000 Metern der weiblichen U20.
(Quelle: DLV)