Er prägte KW in der Nachwendezeit wie kein zweiter: Wieland Klingler ist tot
05.02.2025
Königs Wusterhausen. Seinen Einfluss spielte er oft herunter, aber ohne ihn sähe Königs Wusterhausen heute anders aus. Wieland Klingler war der erste Baudezernent der Stadt nach der Wende, und als solcher bestimmte er ab 1990 mehr als 14 Jahre lang die bauliche Entwicklung der Stadt. Unter drei Bürgermeistern führte er die Feder, wenn es um Bebauungspläne, um Bauvorhaben und um größere Ideen der Stadtentwicklung ging.
Knapp 400 Bauvorlagen brachte er in seiner Amtszeit in die SVV ein, er beförderte die Entwicklung des Bürgerhauses, den Bau von Kitas, die Sanierung von Sporthallen und Schulen. In der Nachwendezeit war das keine leichte Aufgabe – zum einen, weil sich in den ersten Jahren ständig die Gesetze änderten. Zum anderen, weil der Osten und besonders das Berliner Umland damals Nährboden für Fantasien waren – von den Bürgern selbst, aber auch von Investoren – die dann im Laufe der Jahre mit der Wirklichkeit abgeglichen werden mussten.
Wohngebiete, Dinter-Halle, Diepensee
Weil die Wohnungsnot anfangs gravierend war, ließ Klingler Bauflächen für Wohngebiete ausweisen. Er setzte sich für den umstrittenen Neubau des Sparkassengebäudes in der KWer Innenstadt ein, der das Gesicht der Bahnhofstraße veränderte. Gleichzeitig kämpfte er darum, dass die historische Bausubstanz erhalten blieb.
Manche sagen, die Paul-Dinter-Halle hätte es ohne Wieland Klingler nie gegeben. Als sein Meisterstück gilt die Umsiedlung des Dorfes Diepensee, das er samt Friedhof von Schönefeld nach Königs Wusterhausen verfrachtete. Auch das Fontane-Center wurde unter Klingler errichtet, wobei sich allerdings besonders das Parkhaus als Fehlplanung erwies, die der Stadt bis heute nachhängt.
Sein schwerster Kampf war allerdings das Desaster rund um die WoBauGe. Die geriet ab Mitte der 90er Jahre aufgrund politischer Blauäugigkeit in einen Strudel aus Altschulden. Die Stadt musste mit vielen Millionen Euro einspringen, um die Gesellschaft vor der Insolvenz zu retten.
Vater des Stadionfestes in Königs Wusterhausen
Bedeutend für Königs Wusterhausen war Klingler aber auch in anderer Funktion. Der gebürtige Leipziger, der in seiner Jugend bei Dynamo Dresden und Lok Leipzig gekickt hatte, rief 1981 die Wohnsportgemeinschaft 81 ins Leben, die später einer der größten Sportvereine der Stadt werden sollte.
Ab 1993 wurde er zudem Meetingdirektor des Königs Wusterhausener Stadionfestes. Das war ein Ableger des Berliner Istaf, zu dem Olympiasieger und Weltmeister wie Carl Lewis und Haile Gebreselassi kamen, und bei dem auch nationale und internationale Rekordmarken erzielt wurden.
Kommunalpolitisch engagierte sich Klingler vor allem zur Wendezeit in der Stadt. Damals gründete er eine Oppositionsgruppe, saß später für das Neue Forum am Runden Tisch. Nach seiner Pensionierung lehnte er eine weitere politische Tätigkeit allerdings ab. „Mit 65 Jahren sollte man hier Schluss machen“, sagte er damals. 2023 äußert er sich allerdings noch einmal öffentlich: zu den Plänen für den Königspark.
Jetzt ist Wieland Klingler im Alter von 85 Jahren gestorben.